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Adressierung in der ein- und zweisprachigen Lexikographie. Eine einführende Übersicht über die Forschungs- und Problemlage
Abstract
Obwohl die Adressierungsbeziehung eine wichtige textuelle Beziehung insbesondere in Wörterbuchartikeln ist, ohne deren theoretisches Verständnis die Gewinnung von lexikographischen Informationen anhand von hochverdichteten und stark standardisierten Wörterbuchartikeln nicht erklärt werden kann, gibt es bisher nur wenige Beiträge, in denen die Adressierung theoriebezogen behandelt wurde. Zunächst werden einige theoretische Voraussetzungen aus einer Theorie der Wörterbuchform eingeführt. Erläutert wird erstens die Standardisierung an Beispielen zur lexikographischen
Beschreibungssprache, anhand der inneren Textverdichtung, an Beispielen zum Wörterbuchgegenstand und bezüglich der textuellen Strukturen von Wörterbuchartikeln. Daraufhin wird zweitens gezeigt, wie man sich den Prozeß der Textverdichtung als Textverarbeitungsprozeß denken kann, der von einem Volltext zu einem verdichteten Artikeltext führt; es wird deutlich, daß hierbei die syntaktische Struktur des Volltextes weitgehend getilgt wird, so daß im Artikeltext keine Kohäsionsanweisungen und syntaktischen Funktionen erkennbar sind. Damit die syntaktischen Konstituenten (die Angaben) aufeinander bezogen werden können, müssen die Angaben an andere Angaben adressiert sein. Adressierungsbeziehungen sind daher der Ersatz für die syntaktischen Funktionen und kohäsiven Bezüge. Schließlich werden drittens Textkonstituentenstrukturen eingeführt, und zwar wird insbesondere dargelegt, wie Mikrostrukturen zu analysieren sind. Auf der Basis der eingeführten Voraussetzungen werden dann zuerst einsprachige Wörterbuchartikel hinsichtlich ihrer Adressierungsstrukturen exemplarisch untersucht. Dabei werden verschiedene Arten der artikelinternen Adressierung unterschieden, z.B. lemmatische, vollständig lemmatische, sublemmatische, nichtlemmatische, standardisierte, nichtstandardisierte Adressierung sowie Links- und Rechtsadressierung und einige weitere Arten. Weiterhin wird dargelegt, daß die Adressierungsrelation in Wörterbuchartikeln mit vollständiger lemmatischer Adressierung eine Funktion ist und wie die Angabestruktur eines Wörterbuchartikels als Zusammenfügung von Mikro- und Adressierungsstruktur erklärt und dargestellt werden kann. Schließlich wird im letzten Abschnitt auf Aspekte der beiden wichtigsten Adressierungsprobleme in zweisprachigen Wörterbuchartikeln eingegangen. Diese entstehen (i) dadurch, daß die Äquivalentbeziehung meistens eine bedingte Beziehung ist, die nur gilt, wenn andere Sachverhalte gelten, und (ii) weiterhin dadurch, daß es zu einem ausgangssprachlichen Lemmazeichen mehrere zielsprachliche Äquivalente geben kann. Dadurch werden Äquivalentunterscheidungsangaben nötig, mit denen komplexe Adressierungen notwendig werden. Es wird vorgeschlagen, diese als lexikographisch vertextete wenn-dann-Beziehungen zu verstehen und entsprechend in den Benutzungshinweisen zu erklären.
Stichwörter: adressierung, adresse, angabe, wörterbuchartikel, standardisierung, textverdichtung, mikrostruktur, adressierungsstruktur, angabestruktur
Beschreibungssprache, anhand der inneren Textverdichtung, an Beispielen zum Wörterbuchgegenstand und bezüglich der textuellen Strukturen von Wörterbuchartikeln. Daraufhin wird zweitens gezeigt, wie man sich den Prozeß der Textverdichtung als Textverarbeitungsprozeß denken kann, der von einem Volltext zu einem verdichteten Artikeltext führt; es wird deutlich, daß hierbei die syntaktische Struktur des Volltextes weitgehend getilgt wird, so daß im Artikeltext keine Kohäsionsanweisungen und syntaktischen Funktionen erkennbar sind. Damit die syntaktischen Konstituenten (die Angaben) aufeinander bezogen werden können, müssen die Angaben an andere Angaben adressiert sein. Adressierungsbeziehungen sind daher der Ersatz für die syntaktischen Funktionen und kohäsiven Bezüge. Schließlich werden drittens Textkonstituentenstrukturen eingeführt, und zwar wird insbesondere dargelegt, wie Mikrostrukturen zu analysieren sind. Auf der Basis der eingeführten Voraussetzungen werden dann zuerst einsprachige Wörterbuchartikel hinsichtlich ihrer Adressierungsstrukturen exemplarisch untersucht. Dabei werden verschiedene Arten der artikelinternen Adressierung unterschieden, z.B. lemmatische, vollständig lemmatische, sublemmatische, nichtlemmatische, standardisierte, nichtstandardisierte Adressierung sowie Links- und Rechtsadressierung und einige weitere Arten. Weiterhin wird dargelegt, daß die Adressierungsrelation in Wörterbuchartikeln mit vollständiger lemmatischer Adressierung eine Funktion ist und wie die Angabestruktur eines Wörterbuchartikels als Zusammenfügung von Mikro- und Adressierungsstruktur erklärt und dargestellt werden kann. Schließlich wird im letzten Abschnitt auf Aspekte der beiden wichtigsten Adressierungsprobleme in zweisprachigen Wörterbuchartikeln eingegangen. Diese entstehen (i) dadurch, daß die Äquivalentbeziehung meistens eine bedingte Beziehung ist, die nur gilt, wenn andere Sachverhalte gelten, und (ii) weiterhin dadurch, daß es zu einem ausgangssprachlichen Lemmazeichen mehrere zielsprachliche Äquivalente geben kann. Dadurch werden Äquivalentunterscheidungsangaben nötig, mit denen komplexe Adressierungen notwendig werden. Es wird vorgeschlagen, diese als lexikographisch vertextete wenn-dann-Beziehungen zu verstehen und entsprechend in den Benutzungshinweisen zu erklären.
Stichwörter: adressierung, adresse, angabe, wörterbuchartikel, standardisierung, textverdichtung, mikrostruktur, adressierungsstruktur, angabestruktur